Crest ermöglicht die Anpassung des AC-DC-Konverters mit einem Kippschalter mit drei Stellungen. In der Stellung PK (Peak) arbeitet der TM119 als schneller Spitzenwert-Kompressor; die Stellung RMS schaltet auf eine weiche, vom Effektivwert gesteuerte Kompression um. M wählt einen Mittelwert zwischen den beiden Extremen, der für viele Anwendungen die beste Wahl ist.
Die Envelope Funktion ermöglicht eine problemlose Kompression im Bassbereich, auch bei kurzen, 'pumpfreien' Release-Einstellungen. Ein spezielles, regelbares Filter im Regelkreis beeinflusst die Kompression der tiefen Frequenzen, reduziert die durch die Regelung bedingten Verzerrungen in diesem Frequenzbereich und verringert die Modulation der Mitten und Höhen durch Basstöne mit hohem Pegel.
Über diesen Regler kann das unkomprimierte Eingangssignal dem komprimierten Ausgangssignal zugemischt werden. Dadurch kann man die 'Zerstörung' der feinen Signalstrukturen, die als Nebeneffekt bei einer harten Kompression auftritt, verdecken. Bei einer vorsichtigen Zuregelung des Eingangssignals bleibt der Lautheitsgewinn fast vollständig erhalten. Fill ermöglicht Parallelkompression direkt im Modul. Die Zumischung erfolgt vor dem Limiter, beeinflusst also die Funktion des Begrenzers nicht.
In vielen Fällen ensteht beim Einsatz von Kompressoren subjektiv der Eindruck, dass Höhen verloren gehen. In vielen Fällen begrenzt dieser hörphysiologische Effekt, der besonders bei weichen RMS-Kompressionen auftritt, die maximale Kompression mehr als alle anderen Nebeneffekte. HUE ist ein Stufenfilter in der Side-Chain, mit dem der Anteil der oberen Mitten und Höhen beeinflusst werden kann. Der HUE-Regler ermöglicht sowohl Anhebung wie auch Absenkung der oberen Mitten und Höhen unter Regelung. Damit lassen sich die oben beschriebenen Effekte kompensieren, überkompensieren (also mehr Höhen unter Regelung), wie auch simulieren. Hue hellt bei Anhebung das komprimierte Signal auf; bei einer Absenkung werden obere Mitten und Höhen reduziert. Bei der Kompression von Vocals kann man durch eine Absenkung die Aggressivität einer lauten Stimme abmildern.
Bei praktisch allen Vintage-Klassikern entsteht ein großer Teil des typischen Charakters durch Klirrfaktor, der durch das jeweils verwendete Schaltungsprinzip bedingt ist und sich bei zunehmender Kompression erhöht. Der hier entstehende Klirrfaktor besteht überwiegend aus der Klirrkoeffiziente k2; fügt also Oktaven zum Original hinzu. Die Hörbarkeit von k2 als echter Klirrfaktor ist gering; die zweite Harmonische ist in jedem natürlichen Spektrum eines Instrumentes oder einer Stimme sowieso enthalten und wird lediglich verstärkt oder - je nach Phasenlage - abgeschwächt. Typisch entsteht im Bereich von bis zu einigen Prozent Klirrfaktor hier ein angenehmer, analoger 'Wohlklang' Effekt, der jedoch bei höheren Werten schnell penetrant und als Verzerrung hörbar wird.
VCA Compressoren wie der TM119 sind, abgesehen von den physikalisch bedingten Bassverzerrungen bei kurzen Releasezeiten, die bei jeder Art von Regelverstärker auftreten, frei von Klirrfaktor. Durch den Color-Regler kann man Harmonische zumischen, um diese Effekte 'künstlich' zu erzeugen. Die harmonischen Verzerrungen bestehen aus einer statischen Komponente, die unabhängig von der Kompression ist und einer dynamischen Komponente, die sich mit zunehmender Kompression erhöht. Das Verhältnis entspricht dem typischen Verhalten von mit FET's oder Röhren aufgebauten Kompressoren.
Der TM119 ist mit einem Ausgangsübertrager bestückt, auf den mit dem Schalter SMOOTH umgeschaltet wird. Der verwendete Übertrager erzeugt typische Vintage-Färbungen und liefert eine zusätzliche Möglichkeit zur Beeinflussung des Sounds. Ohne SMOOTH arbeitet der TM119 elektronisch symmetriert.
Mit GR-MAX kann man die maximale Verstärkungsreduktion begrenzen. Diese Funktion arbeitet ähnlich einem Limiter, jedoch wird hier nicht das Audiosignal begrenzt, sondern der Regelhub des Kompressors. Bei Rechtsanschlag des Reglers erfolgt keine Begrenzung; der TM119 arbeitet mit vollem Hub von mehr als 50 dB. Mit Einstellungen im Bereich von 10 bis 15 dB ähnelt das Verhalten der Regelung eines Opto-Kompressors aus der 'LA-Familie', da beim Schaltungsprinzip der Regelung durch einen lichtempfindlichen Widerstand die maximale Verstärkungsreduktion bei etwa 15 dB liegt. In Verbindung mit den Einstellungen von Threshold und Ratio beschränkt man beim Einsatz dieser Funktion die Kompression auf einen bestimmten Pegelbereich oberhalb des Threshold, während Peaks den Kompressor ohne zusätzliche Regelung passieren. Die Kompression kann bis auf 3 dB reduziert werden.
Die Stellung des KNEE Reglers beeinflusst den Übergang vom ungerelten Teil der Kompressorkennlinie in den geregelten Teil oberhalb des eingestellten Threshold. In der 0 dB Position ist der Übergang hart; je weiter der Regler aufgedreht wird, umso größer wird der Übergangsbereich. Hierbei verschiebt sich der Threshold zu kleiner Pegeln hin, sodass der Gesamteindruck der Lautstärke konstant bleibt. Über den mit dem Knee-Regler eingestellten Pegelbereich erhöht sich die Ratio kontinuierlich bis zum mit dem Ratio-Regler eingestellten Wert. Der Effekt des KNEE-Reglers ist von der Ratioeinstellung abhängig. Bei kleinen Werten für die Ratio ist die durch Knee erzeugte Veränderung gering. Je höher der Ratiowert ist, umso größer ist auch der durch 'weiche' Knee-Einstellungen erzielte Vorteil, der durch den weicheren Übergangsbereich eine höhere Kompression ermöglicht.
LT-RELEASE moduliert die Releasezeit abhängig von der Dichte des Programms. Bei kurzen Peaks bleibt die Releasezeit unverändert, während bei lauten und dichten Signalen die Releasezeit automatisch verlängert wird. Durch diese Funktion läßt sich eine 'harte' Kompression auflockern; die Regelung wird weniger 'stramm' und gewinnt an Natürlichkeit. Der Regler wirkt als zweiter Release-Regler. Diese Funktion arbeitet ähnlich wie die 'Auto'-Funktion für die Releasezeit, die in einer Reihe von Kompressionen zu finden ist. Jedoch ist mit LT-RELEASE das Mass an 'Auto-Release', dass für das zu bearbeitende Programm angemessen ist, stufenlos einstellbar.
Der TM119 ist mit einem symmetrischen Side-Chain-Einschleifpunkt ausgestattet, der die Bearbeitung des Regelsignals mit externen Equalizern möglich macht. Der Side-Chain Einschleifpunkt liegt im Regelkreis des Compressors. Der Limiter wird nicht beeinflusst.
Der Limiter wertet das Ausgangssignal des Kompressors aus ohne die Einstellungen des Kompressorteils zu beeinflussen. Der Begrenzer, der durch den Schalter LIM zugeschaltet wird, ist ein extrem schneller Brickwall-Limiter, der für die schnelle, unhörbare Ausregelung von Peaks optimiert ist. Der Threshold kann zwischen - 6 dB und + 20 dB geregelt werden. Der Bezugspegel ist + 6 dBu = 1.55 Volt. Der Regelbereich für die Attackzeit reicht von 20 µsec bis 7 ms; die Releasezeit kann zwischen 50 ms und einer Sekunde geregelt werden. Durch den großen Bereich für die Attackzeit ist der Limiter alternativ auch als zweite, hart arbeitende Kompressorstufe nutzbar. Der DeEsser ist ein zusätzliches Feature des Limiters, dass durch den Regler HISS angepasst wird. Bei Rechtsdrehung werden Zischlaute durch den Limiter begrenzt. Bei Linksdrehung wird das Signal bei Begrenzung aufgehellt.